Soziale Medien: Alterslimit wichtig, aber nicht ausreichend

Die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung kann sich eine Altersbeschränkung für soziale Medien vorstellen. Gleichzeitig werden strengere Regeln gegen problematische Inhalte sowie eine bessere Medienbildung gefordert. Ein Alterscheck via ID Austria-App wird akzeptiert – allerdings nur ohne Datenweitergabe.

Ein Verbot sozialer Medien für Personen unter 15 Jahren findet in Österreich breite Akzeptanz: 79 % der Bevölkerung sprechen sich in einer aktuellen Umfrage des Österreichischen Gallup-Instituts* dafür aus. Der Vorschlag wird quer durch alle Bevölkerungsgruppen unterstützt, unabhängig von Alter, Geschlecht, Bildung oder politischer Orientierung.

Medienkompetenz als Schlüssel

In der Umfrage wurden auch die in der öffentlichen Debatte geäußerten Einwände gegen ein Verbot zur Einschätzung vorgelegt. Manche dieser Argumente stoßen auf geteilte Reaktionen. So meinen 48 % der Bevölkerung, dass eine Altersbeschränkung Kindern und Jugendlichen eine wichtige Informationsquelle nehmen würde, während 47 % dem nicht zustimmen. Auch die Befürchtung, ein Verbot könnte die Vernetzung mit Gleichaltrigen erschweren, wird nicht von der Mehrheit der Befragten geteilt (47 %). Die Auffassung, dass Kinder und Jugendliche ein grundlegendes Recht auf die Nutzung sozialer Medien haben, wird von 45 % unterstützt.

Einige Kritikpunkte an der Altersbeschränkung überzeugen dennoch viele. 87 % stimmen beispielsweise dem Argument zu, dass Kinder und Jugendliche trotzdem Wege finden würden, sich in sozialen Medien anzumelden, etwa mit fremden Daten. 83 % plädieren für strengere Regeln gegen problematische Inhalte auf Social-Media-Plattformen und 81 % sind der Meinung, dass eine umfassende Medienerziehung wichtiger wäre als eine reine Zugangsbeschränkung. 64 % sehen Gefahren nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch in anderen digitalen Räumen wie Gaming-Plattformen oder Foren.

Der hohe Stellenwert von Medienkompetenz zeigt sich auch bei der Frage, ob ein eigenes Schulfach für Medienerziehung eingeführt werden sollte: 84 % sprechen sich dafür aus. Für einen verpflichtenden „Medienführerschein“ votieren 57 %.

ID Austria-Altersüberprüfung nur ohne Weitergabe persönlicher Daten

Die Altersverifikation über die ID Austria-App wird von 68 % der Befragten befürwortet, sofern keine persönlichen Informationen an Social-Media-Plattformen übermittelt werden. Ist eine Weitergabe der Daten vorgesehen, sinkt die Zustimmung auf 38 %. Die ID Austria-App selbst genießt hohe Akzeptanz. Drei Viertel der Bevölkerung (76 %) stehen ihr positiv gegenüber, etwa ebenso viele sind bereits Nutzer:innen oder planen eine Registrierung.
Eine KI-gestützte Altersüberprüfung, etwa mittels Gesichtsanalyse oder Stimmenerkennung, kann sich nur ein Viertel (24 %) der Bevölkerung vorstellen.

Altersunterschiede bei der Klarnamenpflicht 

59 % der Bevölkerung sind dafür, im Internet nur noch die Verwendung von echten Namen (Klarnamen) zu erlauben. Dabei zeigen sich deutliche Altersunterschiede: Während 66 % der über 50-Jährigen eine Klarnamenpflicht befürworten, sind es bei den unter 50-Jährigen 54 %. Auch nach politischer Orientierung variiert die Zustimmung. Anhänger:innen von FPÖ und Grünen befürworten eine Klarnamenpflicht seltener als jene von ÖVP, SPÖ und NEOS.

Andrea Fronaschütz, Leiterin des Österreichischen Gallup-Instituts:
„Die Altersbeschränkung für die Nutzung sozialer Medien wird in der Bevölkerung als sinnvoll erachtet. Gleichzeitig wird die Notwendigkeit einer umfassenden Medienerziehung und einer strengeren Kontrolle der Inhalte auf den Plattformen gesehen. In Bezug auf die Alters-überprüfung besteht große Sensibilität gegenüber Datenschutzfragen. Die ID Austria-App wird nur dann als geeignetes Mittel zur Altersverifikation akzeptiert, wenn keine persönlichen Informationen an soziale Medien weitergegeben werden. Auch eine Klarnamenpflicht findet keine überzeugende Mehrheit.“

* Gallup-Stimmungsbarometer: Eigenstudie des Österreichischen Gallup-Instituts, 1000 Personen repräsentativ für die (webaktive) österreichische Bevölkerung ab 16 Jahren, Methode: Computer Assisted Web Interviewing (CAWI) im Gallup-Onlinepanel, durchgeführt zwischen 2. und 9. Juli 2025

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