Nationalratswahl: Am liebsten große Koalition?

SPÖ und ÖVP führen beim Wunsch nach Regierungsbeteiligung vor FPÖ. Beate Meinl-Reisinger (NEOS) und Karl Nehammer (ÖVP) überzeugen in der Rolle der Spitzenkandidatin bzw. des Spitzenkandidaten am meisten. Das wichtigste Wahlkampfthema Gesundheit, Pflege und Soziales wird von der SPÖ dominiert.

Bei der Frage, welche Parteien mit ihren derzeitigen Parteivorsitzenden in der nächsten Regierung vertreten sein sollten, schneiden in einer Umfrage des Österreichischen Gallup-Instituts* die SPÖ (38 %) und die ÖVP (35 %) am besten ab. Es folgen die FPÖ (33 %), die NEOS (27 %) und die Grünen (25 %). Die Bierpartei möchten 16 %, die KPÖ 12 % gerne in der Regierung sehen. 2 % entfallen auf „andere“. Den Befragten wurde die Möglichkeit gegeben, mehrere Parteien zu nennen.

ÖVP und die NEOS punkten insbesondere bei Wählerinnen und Wählern über 50 Jahre. Die SPÖ, die Grünen und die Bierpartei finden hingegen stärkere Unterstützung unter den jüngeren Wahlberechtigten bis 30 Jahre. Der Wunsch nach einer Regierungsbeteiligung der FPÖ ist bei über 30-Jährigen deutlich ausgeprägter als bei den Jüngeren. Auch die KPÖ kann hauptsächlich auf Personen über 30 Jahre zählen.

Spitzenkandidaten: Hohe Akzeptanz in eigenen Reihen

Bei der Eignung für das Amt schneidet Beate Meinl-Reisinger im Vergleich zu den Spitzenkandidaten anderer Parlamentsparteien am besten ab: 45 % der Wahlberechtigten halten sie für sehr oder eher geeignet, die NEOS im Wahlkampf zu führen.

Karl Nehammer sehen 42 % der Befragten als geeigneten ÖVP-Spitzenkandidaten. Dass Herbert Kickl ein passender Kandidat für die FPÖ ist, meinen 37 %. Ungefähr genauso viele (36 %) halten es für gut, dass die SPÖ Andreas Babler ins Rennen geschickt hat. Werner Kogler (Grüne) scheint aus Sicht der Wahlberechtigten am wenigsten für die Rolle des Spitzenkandidaten geeignet zu sein (33 %).

Alle fünf Listenersten erhalten für ihre Kandidatur hohe Zustimmung von Sympathisantinnen und Sympathisanten ihrer Partei. Beate Meinl-Reisinger findet auch außerhalb der NEOS-Anhängerschaft Anerkennung, während die übrigen Spitzenkandidaten in anderen politischen Lagern häufig mit Skepsis betrachtet werden.

„Beate Meinl-Reisinger wird als Spitzenkandidatin nicht nur von Personen, die mit den NEOS sympathisieren, geschätzt. Dennoch wünscht sich nur ein kleiner Teil der Wahlberechtigten eine Regierungsbeteiligung der NEOS. Die Wahrnehmung der Spitzenkandidatin und der Partei scheinen nicht übereinzustimmen“, kommentiert Andrea Fronaschütz, Leiterin des Österreichischen Gallup-Instituts, diese Ergebnisse.

Wahlentscheidende Themen

Nummer eins der wahlentscheidenden Themen ist Gesundheit, Pflege und Soziales (65 %), gefolgt von Migration und Integration (55 %), Ordnung und Sicherheit im Land (51 %) und wirtschaftlicher Stabilität (48 %). 37 % der Wahlberechtigten geben an, dass Energiepolitik bei ihrer Wahlentscheidung eine Rolle spielen wird. Klimaschutz ist für 36 % der Befragten ein wichtiges Thema, Bildungspolitik für 32 % und Arbeitsmarktpolitik für 30 %. Erst dann folgen die Bereiche Verteidigung (28 %), Familienpolitik (25 %), Außenpolitik (19 %) und Gleichstellung (17 %).

Das Thema Gesundheit, Pflege und Soziales ist für Wahlberechtigte über alle Parteien hinweg von Bedeutung. Migration und Sicherheit stehen bei ÖVP- und FPÖ-Anhängerinnen und Anhängern besonders stark im Fokus. Klima- und Umweltschutz sowie Energiepolitik sind vor allem für die Grün-Anhängerschaft wahlentscheidend.

Kompetenzen der Parteien

Der SPÖ wird die größte Kompetenz in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Soziales (43 %), Familienpolitik (41 %), Arbeitsmarktpolitik (40 %), Gleichstellung (33 %) und Bildungspolitik (31 %) zugeschrieben.

Migration und Integration (38 %) werden eindeutig von der FPÖ dominiert. Bei den Themen Ordnung und Sicherheit sowie Verteidigung wird der ÖVP und der FPÖ mit Werten zwischen 33 % und 37 % eine ähnlich hohe Kompetenz zugeschrieben.

Die ÖVP wird als Hauptproblemlöser in Wirtschaft (35 %) und Außenpolitik angesehen (36 %), während sich die Grünen im Klima- und Umweltschutz hervorheben (41 %). Die NEOS punkten am ehesten bei den Themen Bildung und Wirtschaft, liegen bei diesen jedoch hinter der SPÖ und der ÖVP.

„Die SPÖ besetzt das Thema Gesundheit, Pflege und Soziales. Während sich die FPÖ bei Migration, die ÖVP bei Wirtschaft und die Grünen bei Klima- und Umweltschutz behaupten, können die NEOS kein Thema exklusiv für sich beanspruchen. Die Zuordnung der Kompetenzen entspricht den traditionellen Positionierungen der Parteien. Umgekehrt bedeutet dies, dass keine Partei es schafft, außerhalb der angestammten Themen zu überzeugen“, fasst Fronaschütz abschließend zusammen.

* Gallup-Stimmungsbarometer: Eigenstudie des Österreichischen Gallup-Instituts, 958 Personen repräsentativ für die (webaktive) wahlberechtigte österreichische Bevölkerung ab 16 Jahren, Methode: Computer Assisted Web Interviewing (CAWI) im Gallup-Onlinepanel, durchgeführt zwischen 20. und 26. August 2024