Öxit? Nein, danke!

Mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung hält den Brexit rückblickend für eine falsche Entscheidung. Fast zwei Drittel der Befragten sprechen sich gegen den „Öxit“ aus. Eine relative Mehrheit von 46% meint, dass sich die politischen Parteien bindend zur EU-Mitgliedschaft Österreichs verpflichten sollen.

54 % der Österreicher:innen sind der Ansicht, dass der Brexit für das Vereinigte Königreich eine falsche Entscheidung war. 28 % halten ihn im Rückblick für richtig. Ein vergleichsweise großer Anteil von 18 % hat dazu keine Meinung. Dies zeigt eine Umfrage des Österreichischen Gallup-Instituts*. Während sich die Sympathisant:innen von ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS darin einig sind, dass Großbritannien eine Fehlentscheidung getroffen hat, glauben 60% der FPÖ-Anhängerschaft, dass der vor vier Jahren erfolgte Brexit seine Berechtigung hat.

Ähnliche Ergebnisse zeigen sich bei der Einschätzung, wie man im Vereinigten Königreich heute über den Brexit abstimmen würde: 54% rechnen mit einem negativen („gegen den Brexit“) und 26% mit einem positiven Ergebnis („für den Brexit“). Jeder Fünfte kann dies nicht beurteilen.

EU-Verbleib Österreichs hat fast Zwei-Drittel-Mehrheit

Ein Austritt Österreichs aus der Europäischen Union ist für die Mehrheit der Befragten kein Thema. Fast zwei Drittel (64 %) stimmen für einen Verbleib. 27 % sagen, dass Österreich aus der EU aussteigen sollte, 10% äußern sich nicht dazu.
Die Ablehnung des Öxit ist in allen Alters- und Bildungsgruppen vorherrschend. Der Anteil der Öxit-Befürworter:innen ist unter den über 30-Jährigen (29 %) und bei Personen ohne Matura (32 %) höher als unter den Jüngeren (17 %) und bei Personen mit Matura (15 %).

Den größten Zuspruch findet der potenzielle EU-Austritt Österreichs in der Anhängerschaft der FPÖ (62 %). Sympathisant:innen anderer Parlamentsparteien sind mit Anteilen von 80% und mehr fast unisono für eine Fortsetzung der EU-Mitgliedschaft.

„Sowohl bei den Befürworter:innen des Brexit als auch bei Personen, die sich einen EU-Austritt Österreichs wünschen, handelt es sich in erster Linie um die FPÖ-Anhängerschaft. Angesichts der EU-kritischen Positionen des FPÖ-Wahlkampfs verwundert das wenig“, analysiert die Leiterin des Österreichischen-Gallup-Instituts, Andrea Fronaschütz, diese Ergebnisse.

Verpflichtendes Bekenntnis der Parteien zur EU-Mitgliedschaft: Relative Mehrheit dafür

Knapp die Hälfte der Befragten (51%) ist gegen eine Volksabstimmung zum Austritt Österreichs aus der EU. 41% können sich eine Volksabstimmung vorstellen, 8 % machen hierzu keine Angaben.

Mit deutlicher Mehrheit sind junge Menschen bis 30 Jahre (60 %) und jene mit einem Bildungsabschluss ab Maturaniveau (65 %) dagegen. Die Sympathisant:innen von ÖVP (65 %), SPÖ (68 %), Grünen (76 %) und NEOS (82 %) sprechen sich ebenfalls gegen eine Volksabstimmung aus. Bei der FPÖ-Anhängerschaft sind 77 % dafür, 18 % dagegen und 5 % unentschlossen.

46 % der Bevölkerung finden den Vorschlag gut, dass sich die politischen Parteien verpflichtend zur EU-Mitgliedschaft Österreichs und gegen einen EU-Austritt bekennen sollen. 35 % können sich nicht damit anfreunden, 19 % antworten mit „weiß nicht“. Der Anteil der Befürwortenden ist am höchsten unter Personen, die mit Grünen (72 %) oder NEOS (70 %) sympathisieren. 64 % der SPÖ- und 45 % der ÖVP-Unterstützer:innen begrüßen diesen Vorschlag. In der FPÖ-Anhängerschaft stehen ihm 29 % offen gegenüber, während ihn 55% ablehnen.

„Ein Teil der Öxit-Gegner:innen stimmt dennoch für eine Volksabstimmung. Dahinter können unterschiedliche Motive liegen, wie beispielsweise die Überzeugung, dass die Volksabstimmung ein wichtiges Instrument der politischen Teilhabe ist, oder die Hoffnung, dass die Legitimität der EU-Mitgliedschaft Österreichs bestätigt wird und die Diskussionen darüber ad acta gelegt werden können“, so Fronaschütz abschließend.

* Gallup-Stimmungsbarometer: Eigenstudie des Österreichischen Gallup-Instituts, 1.000 Personen repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 16 Jahren, Methode: Computer Assisted Web Interviewing (CAWI) im Gallup-Onlinepanel, durchgeführt zwischen 28. März und 5. April 2024

Download der Presseaussendung
Download der Umfrageergebnisse