Wehrpflicht wieder gefragt

In Österreich wächst die Zustimmung zur allgemeinen Wehrpflicht. Auch die Forderung nach einer Verlängerung des Grundwehr- und Zivildienstes findet in Teilen der Bevölkerung Unterstützung. Nur eine Minderheit würde im Ernstfall zur Waffe greifen. Das Thema Wehrdienst für Frauen ist noch nicht mehrheitsfähig.

Ein Großteil der Bevölkerung hält einen militärischen Angriff auf Österreich für wenig wahrscheinlich (72 %). Allerdings ist der Anteil derer, die ein solches Szenario nicht ausschließen, in den letzten knapp zwei Jahren gestiegen (22 % vs. 16 % im Juli 2023). Dies geht aus einer Umfrage des österreichischen Gallup-Instituts hervor.

Wehrpflicht ja, selbst kämpfen nein

Gleichzeitig ist die Zustimmung zur allgemeinen Wehrpflicht gewachsen: Aktuell sprechen sich 70 % der Österreicher:innen für deren Beibehaltung aus – im April 2023 waren es noch 65 %. 51 % befürworten eine Verlängerung des Grundwehrdienstes von derzeit sechs Monaten. Eine Ausweitung des Zivildienstes (aktuell neun Monate) halten 43 % für sinnvoll.

Je jünger die Befragten, desto größer die Skepsis: Während 79 % der über 50-Jährigen für die Beibehaltung der Wehrpflicht plädieren, sind es in der Altersgruppe bis 30 Jahre 59 %. Eine Verlängerung des Grundwehrdienstes können sich 36 % der Jungen vorstellen, eine Ausweitung des Zivildienstes noch weniger (32 %).

Trotz des wachsenden Bewusstseins für die Notwendigkeit militärischer Verteidigung hält sich die Bereitschaft zum persönlichen Einsatz in Grenzen: Nur ein gutes Viertel (27 %) der Befragten würde im Ernstfall selbst zur Waffe greifen. 54 % schließen dies kategorisch aus, der Rest äußert sich nicht dazu. Diese Haltung zieht sich durch alle Altersgruppen, wobei Personen bis 30 Jahre den Dienst an der Waffe am deutlichsten ablehnen.

Bundesheer soll Männersache bleiben – vorerst

Ein Umdenken bei der Wehrpflicht für Frauen findet nur zögerlich statt. Sprachen sich im April 2023 31 % der Bevölkerung für ihre Einführung ein, so sind es aktuell 34 %. Die Ablehnung ist in diesem Zeitraum von 62 % auf 54 % gesunken, der Anteil der Unentschlossenen von 7 % auf 12 % gestiegen.

In der Geschlechterbilanz zeigen sich Frauen deutlich zurückhaltender als Männer: Gerade einmal ein Fünftel der weiblichen Befragten steht einer Wehrpflicht für Frauen offen gegenüber, bei den Männern ist es fast die Hälfte (49 %). Überdurchschnittlich häufig befürworten die Anhänger:innen der Grünen (52 %) und der NEOS (48 %) diese Idee.

Andrea Fronaschütz, Leiterin des Österreichischen Gallup-Instituts: „Verteidigungsfragen sind wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Generationen: Ältere Bevölkerungsgruppen, die sich an Bedrohungen wie den Kalten Krieg oder die Jugoslawienkriege erinnern, haben einen stärkeren Bezug zur Wehrpflicht als jüngere. Die Wehrpflicht für Frauen stößt nach wie vor auf Vorbehalte.“

* Gallup-Stimmungsbarometer: Eigenstudie des Österreichischen Gallup-Instituts, 1000 Personen repräsentativ für die (webaktive) österreichische Bevölkerung ab 16 Jahren, Methode: Computer Assisted Web Interviewing (CAWI) im Gallup-Onlinepanel, durchgeführt zwischen 1. – 8. April 2025