Nationalratswahl
Noch ein Viertel der Wähler:innen unentschlossenEin Viertel der wahlberechtigten österreichischen Bevölkerung hat noch keine Wahlentscheidung für die kommende Nationalratswahl getroffen. Wirtschaftliche Stabilität sowie Ordnung und Sicherheit im Land gewinnen kurz vor der Wahl an Bedeutung. Die Bierpartei verliert etwas an Unterstützung.
69 % der Wahlberechtigten wissen bereits, für welche Partei sie bei der Nationalratswahl am 29. September stimmen werden. Das entspricht einem Anstieg von zehn Prozentpunkten seit August. 25 % der Befragten sind in ihrer Wahlentscheidung noch unsicher, 4 % geben an, dass sie an der Wahl nicht teilnehmen werden. Die restlichen 2 % äußern sich nicht dazu oder möchten ungültig wählen. Das zeigte eine kürzlich durchgeführte Umfrage des Österreichischen Gallup-Instituts*. Im August lag der Anteil der Unentschiedenen noch bei einem Drittel (32 %).
56 % der Unentschiedenen deklarieren sich als überzeugte Wähler:innen. 31 % geben an, dass es „schon mal vorgekommen ist, dass sie an einer Wahl nicht teilgenommen haben“, und 13 % überlegen, ob sie weiterhin wählen gehen sollen. Der Rest äußert sich nicht zu seinem Wahlverhalten oder war bisher nicht wahlberechtigt.
27 % der unentschiedenen Wahlberechtigten geben an, ihre Entscheidung von den finalen Auftritten der Parteien abhängig zu machen. 21 % planen, bis zum Wahltag die Wahlprogramme unter die Lupe zu nehmen oder Wahlhilfen wie wahlkabine.at zu nutzen. Für 11 % spielt das Verhalten der Spitzenkandidat:innen im Endspurt die entscheidende Rolle. 8 % möchten sich auf ihr Bauchgefühl verlassen, ebenfalls 8 % werden auf das Engagement der Parteien bei wichtigen Themen achten. Von einigen Befragten werden auch noch die Glaubwürdigkeit der Wahlversprechen, Respekt gegenüber anderen Parteien, Umgang mit Migration, mögliche Koalitionsbildungen und Wahlprognosen genannt.
„Etwas mehr als die Hälfte der noch Unentschlossenen sind überzeugte Wahlgänger:innen, die vermutlich auch bei dieser Wahl ihre Stimme abgeben werden – für wen, steht für sie noch nicht fest. Bei den Restlichen ist unklar, ob sie sich überhaupt zur Wahl durchringen werden. Außerdem ist ein möglicher Einfluss der Hochwasserkatastrophe auf das Wahlverhalten in den Daten nicht enthalten – hier könnten noch Überraschungen folgen“, kommentiert Andrea Fronaschütz, die Leiterin des Österreichischen Gallup-Instituts, die Ergebnisse der Umfrage.
Die meisten Unentschlossenen finden sich unter den jungen Wahlberechtigten bis 30 Jahre. Personen, die sich bereits für eine Partei entschieden haben, gehören überwiegend zu den Sympathisant:innen der ÖVP, der SPÖ und der FPÖ.
Wahlentscheidende Themen
Gesundheit, Pflege und Soziales bleiben für Wähler:innen mit 68 % am wichtigsten. Die Gewichtung anderer wahlrelevanter Themen hat sich in den letzten Wochen verschoben: Im Vergleich zu August haben wirtschaftliche Stabilität (57 % vs. 48 %) sowie Ordnung und Sicherheit im Land (58 % vs. 51 %) als Wahlkampfthemen deutlich an Bedeutung gewonnen und rangieren nun mit Migration und Integration (57 %) auf Platz zwei. Eine etwas größere Rolle als vor drei Wochen spielen beim Wahlurnengang auch Klima- und Umweltschutz (40 %) sowie Bildungspolitik (39 %). Auf den hinteren Plätzen folgen andere Themen wie Energie, Arbeitsmarktpolitik, Verteidigung, Familienpolitik, Gleichstellung und Außenpolitik.
Bierpartei verliert an Unterstützung
Auf die Frage, welche Parteien mit ihren derzeitigen Parteivorsitzenden in der nächsten Regierung vertreten sein sollten, konnte die ÖVP seit August von 35 % auf 39 % zulegen. Die SPÖ und FPÖ liegen mit 37 % und 33 % auf dem Niveau des Vormonats. 30 % wünschen sich die NEOS in der Regierung, 22 % die Grünen.
Der Wunsch nach einer Regierungsbeteiligung der Bierpartei ist von 16 % auf 11 % gesunken. Trauten im August noch 24 % der Bierpartei zu, positive Veränderungen in Österreich herbeizuführen, sind es jetzt nur noch 19 %.
Die KPÖ möchten aktuell 10 % in der Regierung sehen, die LMP 3 % und die Liste KEINE 2 %.
„Die von der ÖVP vertretenen Themen rücken zunehmend in den Fokus der Wahlberechtigten, die Partei selbst wird etwas positiver wahrgenommen. Die mediale Debatte über die Strukturen der Bierpartei hat ihre Anhängerschaft verunsichert“, meint Fronaschütz abschließend.
* Gallup-Stimmungsbarometer: Eigenstudie des Österreichischen Gallup-Instituts, 1000 Personen repräsentativ für die (webaktive) wahlberechtigte österreichische Bevölkerung ab 16 Jahren, Methode: Computer Assisted Web Interviewing (CAWI) im Gallup-Onlinepanel, durchgeführt zwischen 10. und 16. September 2024