Wir haben vor 50 Jahren mehr gearbeitet als heute, meinen die Österreicher:innen

Die Arbeitsbedingungen in Österreich haben sich aus Sicht der Bevölkerung in den letzten fünf Jahrzehnten deutlich verbessert. Eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf 41 Stunden bei vollem Lohn- bzw. Gehaltsausgleich stößt auf geteilte Meinungen.

Die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung ist der Ansicht, dass die letzten fünf Jahrzehnte zu wesentlichen Verbesserungen in der heimischen Arbeitswelt geführt haben.

So geben 72 % der Befragten in einer Umfrage des Österreichischen Gallup-Instituts* die Einschätzung ab, dass die Arbeitnehmer:innen in Österreich vor 50 Jahren weniger Rechte als heute hatten. 67 % vermuten, dass die Arbeitsbedingungen damals schlechter waren als zum jetzigen Zeitpunkt, und 70 % denken, dass früher mehr gearbeitet wurde.

Ältere Generationen sehen am häufigsten Fortschritte in der Arbeitswelt

Die Meinungen unterscheiden sich stark je nach Alter der Befragten. Am positivsten werden die Veränderungen in der Arbeitswelt von Personen über 50 Jahre beurteilt.

Diese Altersgruppe ist am häufigsten der Überzeugung, dass die Arbeitsbedingungen früher schlechter waren (72 %) und dass die Arbeitnehmer:innen weniger Rechte hatten (78 %).

Ein besonders großer Altersunterschied zeigt sich bei der Frage nach dem Arbeitspensum. Während 86 % der über 50-Jährigen meinen, dass früher mehr gearbeitet wurde, teilen vergleichsweise nur 60 % der 31- bis 50-Jährigen und 51 % der 16- bis 30-Jährigen diese Ansicht.

Arbeitspensum der Zukunft

Fast die Hälfte der österreichischen Bevölkerung geht davon aus, dass sich das Arbeitspensum in Zukunft weiter verringern wird (48 %). 20 % erwarten eine Zunahme der Arbeitsbelastung, während 23 % meinen, dass sich diesbezüglich nichts ändern wird. 9 % äußern sich nicht dazu.

„Man könnte sagen, wer die Arbeitswelt von früher kennt, schätzt die heutige mehr. Ältere Generationen bewerten die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte positiver als jüngere Menschen“, kommentiert die Leiterin des Österreichischen Gallup-Instituts, Andrea Fronaschütz, diese Ergebnisse.

41-Stunden-Woche

Bei der Frage nach einer Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf 41 Stunden bei vollem Lohn- bzw. Gehaltsausgleich, um den Arbeits- und Fachkräftemangel auszugleichen, gehen die Meinungen auseinander: 46 % der Befragten befürworten diesen Vorschlag, während ihn ebenso viele ablehnen. 8 % machen keine Angaben.

Über 50-Jährige sprechen sich tendenziell häufiger für eine 41-Stunden-Woche bei vollem Lohn- bzw. Gehaltsausgleich (49 %) aus als jüngere Personen (43 %).

Besonders offen gegenüber dieser Idee zeigt sich die ÖVP-Anhängerschaft (70 %), gefolgt von den NEOS-Sympathisierenden (54 %) und FPÖ-Affinen (48 %). Die geringste Zustimmung gibt es unter den Anhänger:innen der Grünen (36 %) und der SPÖ (39 %).

Eine 41-Stunden-Woche ohne Lohn- bzw. Gehaltsausgleich wird entschieden abgelehnt: 86 % der Befragten äußern sich dagegen. Nur 7 % könnten sich mit diesem Gedanken anfreunden, 7 % haben keine Meinung dazu.

„Das Bewusstsein für Arbeitnehmer:innenrechte ist in Österreich stark verankert. Unbezahlte Mehrarbeit ist, selbst angesichts des Arbeits- und Fachkräftemangels, für die meisten Menschen indiskutabel. Gleichzeitig ist die Bereitschaft zu einer Arbeitszeiterhöhung bei entsprechenden Anreizen in einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung gegeben“, meint Fronaschütz abschließend.

* Gallup-Stimmungsbarometer: Eigenstudie des Österreichischen Gallup-Instituts, 1.000 Personen repräsentativ für die (webaktive) österreichische Bevölkerung ab 16 Jahren, Methode: Computer Assisted Web Interviewing (CAWI) im Gallup-Onlinepanel, durchgeführt zwischen 25. April und 2. Mai 2024